Damit das Krankenhaus nicht zusätzlich krankmacht
Krankenhausaufenthalte sind für Menschen mit der Autoimmunerkrankung Zöliakie eine heikle Angelegenheit. Das gilt insbesondere für ungeplante Klinikeinweisungen und Notfälle. Zöliakiebetroffene sind lebenslang auf eine radikal glutenfreie Ernährung angewiesen, was viele Krankenhausküchen überfordert. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e. V. (DZG) gibt Tipps, wie es dennoch gelingen kann.
Krankenhausaufenthalt mit Zöliakie: Randphänomen?
Zöliakie ist alles andere als ein Randphänomen. In Deutschland gelten 800 000 bis 900 000 Menschen als betroffen, Tendenz steigend. Nur ein relativ geringer Teil davon ist tatsächlich diagnostiziert, das Dunkelfeld ist riesig. Neueste Studien gehen davon aus, dass auf einen diagnostizierten Patienten fünf oder mehr nicht erkannte Fälle kommen. Die Aufnahme von Gluten – wie es beispielsweise in vielen Getreidesorten vorkommt – sorgt im Dünndarm der Betroffenen für Entzündungen. Eine unerkannte Zöliakie birgt die Gefahr dramatischer Folge- und Begleiterkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder Krebs. Es gibt keinerlei Medikamente bei Zöliakie.
Zöliakiebetroffene sind spezielle Patienten im Krankenhaus, was das Essen angeht
Bei einer Einweisung ins Krankenhaus wird vom Arzt oft nicht in den Unterlagen vermerkt, dass der Patient zusätzlich an einer Zöliakie leidet – ganz zu schweigen von einer Notfall- oder Unfall-Einweisung. Bei längerfristig geplanten Klinikaufenthalten kann der Patient durch die Mitnahme eigener „Notfallrationen“ vorsorgen, falls es mit glutenfreier Küche nicht klappt. Zwar lernt zumindest das ausgebildete Krankenhauspersonal, wie wichtig das Einhalten einer speziellen Diät bei bestimmten Krankheiten ist, im hektischen Klinikalltag geht das entsprechende Wissen und Handeln aber leicht unter. Angelernte Kräfte haben in aller Regel keine Erfahrung mit glutenfreier Diät – was auch für Fachärzte außerhalb der Gastroenterologie gilt.
Krankenhausaufenthalt: Vorsicht auch bei mitgebrachten Speisen bei Zöliakie
Viele Stationen in den Klinken haben eigene kleine Teeküchen mit Kühlschränken und Mikrowelle, wo Zöliakiepatienten selbst mitgebrachtes Essen kühlen oder aufwärmen können. Allerdings gilt hier: Vorsicht vor Kontaminationen, wenn die Geräte auch für gutenhaltige Speisen verwendet werden. Allergrößte Sauberkeit und Hygiene sind enorm wichtig. Erfahrene Zöliakiebetroffene haben bei einem geplanten Klinikaufenthalt meist ein Attest oder sogar einen Zöliakie-Pass dabei. Sie können dem Personal oft auch eine aktuelle Aufstellung glutenfreier Lebensmittel in die Hand drücken.
Ernährungsfachkraft für Zöliakiebetroffene
Personal im Krankenhaus sollte bei allem Stress die Sorge der „Zölis“ – wie sich Betroffene oft selbst nennen – ernst nehmen, weil bereits geringste Diätfehler erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben können: anhaltende Durchfälle, Erbrechen, Bauch- und Magenschmerzen und vieles mehr. Gibt es in der Klinik eine eigene Ernährungsfachkraft, sollte diese auf jeden Fall ein kurzes Gespräch mit dem Patienten suchen, wenn der das nicht schon von sich aus macht. Fallstricke lauern oft dort, wo Außenstehende sie spontan nie vermuten würden – beispielsweise in Soßen oder sogar in Medikamenten.
Gerade langjährig diagnostizierte Zöliakiebetroffene wissen im Krankenhaus meist sehr gut Bescheid, was sie zu sich nehmen dürfen und was nicht. Wenn sie immer wieder nachfragen und die Klinikmahlzeiten vor dem Genuss kontrollieren, wollen sie damit nicht da Personal nerven, sondern sensibilisieren.
Für interessierte Kliniken gibt es bei der DZG zahleiche Unterlagen wie z.B. den Ratgeber „Leben mit glutenfreier Ernährung“ – auch in einfacher Sprache.
Quellenangabe:
Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V./dzg-online.de
Titelbild: OpenAI’s DALL·E
