Glutenfreie Ernährung: Warum glutenfreie Produkte nicht immer für Zöliakie geeignet sind

veröffentlicht von Eva am

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Für Zöliakie-Betroffene ist es nicht nur wichtig, sich glutenfrei zu ernähren. Zusätzlich müssen sie zu Hause und in gastronomischen Einrichtungen wie Kitas und Seniorenheimen sicherstellen, dass ihre speziellen Lebensmittel nicht mit Gluten in Kontakt kommen. Das erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen.

Glutenfreie Ernährung ist nicht gleich Zöliakie-glutenfrei

In diesem Artikel beleuchte ich den Unterschied zwischen allgemein glutenfreier Ernährung und Zöliakie-glutenfrei. Ich zeige dir, warum die strikte Einhaltung dieser Vorschriften in Verpflegungseinrichtungen für Zöliakie-Betroffene so wichtig ist. Dazu zählen beispielsweise die Verwendung separater Küchenutensilien und die strikte Vermeidung von Kreuzkontaminationen durch Mehlstaub oder der Kontakt mit glutenhaltigen Speisen.

Glutenfreie Ernährung ist für Betroffene ein Muss

Zöliakie ist eine chronische autoimmune Erkrankung. Der Verzehr von Gluten, einem Protein in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Roggen, löst bei Betroffenen eine schädliche Reaktion im Dünndarm aus. Diese Reaktion führt zu einer Schädigung der Darmschleimhaut. Das widerum kann die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen und führt langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen.

Für Zöliakie-Betroffene ist die einzige wirksame Behandlung strikt glutenfrei zu essen. Selbst geringste Mengen an Gluten können eine Immunreaktion auslösen und zu einer Darm-Schädigung führen. Deshalb ist es wichtig, dass alle Lebensmittel, die verzehrt werden, vollkommen frei von Gluten sind. Dies schließt nicht nur offensichtliche Quellen wie Brot, Nudeln und Gebäck ein, sondern auch versteckte Glutenquellen in verarbeiteten Lebensmitteln, Saucen und Gewürzmischungen.

Wie viel Gluten ist bei einer Zöliakie erlaubt?

Für Zöliakie-Betroffene ist die maximale tägliche Aufnahme von Gluten auf 10 Milligramm bzw. 10 ppm (Teile pro Million) begrenzt. Diese Menge wird von vielen Expert*innen allgemein als „sichere Menge“ für Menschen mit Zöliakie angesehen. Um dies in Relation zu setzen:

  • Eine normale, glutenhaltige Ernährung enthält etwa 15-20 Gramm Gluten pro Tag.
  • 10 Milligramm Gluten entsprechen etwa einem Krümel Brot, während 10 Gramm Gluten etwa vier Scheiben Brot entsprechen.
  • 10 ppm entsprechen nur etwa 40 Zentimetern von einem gesamten Marathon über 42 Kilometer.

Herausforderung glutenfreie Ernährung in der Gastronomie

Die Einhaltung einer strikt glutenfreien Ernährung kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere aufgrund des Risikos der sogenannten Kreuzkontamination. In Kantinen, Restaurants und sogar in der eigenen Küche kann es leicht zu unbeabsichtigten Verunreinigungen mit Gluten kommen: Wenn glutenfreie Lebensmittel mit glutenhaltigen Lebensmitteln in Berührung kommen oder mit denselben Utensilien zubereitet werden.

Um diese Risiken zu minimieren, sind strikte Hygienemaßnahmen und die Schulung aller Beteiligten unerlässlich. Separate Utensilien, Arbeitsflächen und Lagerbereiche für glutenfreie Produkte zu nutzen sowie die Sensibilisierung und Schulung des Personals sind dabei wichtige Punkte.

Kinder mit Zöliakie, Glutenfreie Beratung in Küchen Kantinen
Glutenfreie Ernährung in der Kita: Versorgung von Kindern mit Zöliakie optimieren (Bild: xamnesiacx84)

Gibt es einen Unterschied zwischen glutenfrei und Zöliakie-glutenfrei?

Personen mit einer Glutenunverträglichkeit, die nicht an der Autoimmunerkrankung Zöliakie leiden, müssen nicht in dem gleichen Maße auf Kreuzkontaminationen achten wie Zöliakie-Betroffene. Zwar kann der Verzehr von Gluten bei einer Glutenunverträglichkeit oder -sensitivität ebenfalls unangenehme Symptome verursachen. Doch das gesundheitliche Risiko durch Kreuzkontamination ist in der Regel weniger schwerwiegend als bei Zöliakie.

Glutenfreie Produkte können für Menschen mit Zöliakie gefährlich sein, wenn sie mit Gluten in Berühung kommen. Dies ist besonders relevant in Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen wie Kitas, Seniorenheimen und ähnlichen Einrichtungen. Strenge Hygienemaßnahmen sind dort entscheidend. In solchen Einrichtungen können verschiedene Faktoren zu Kreuzkontaminationen führen:

Ursachen für Verunreinigung glutenfreier Lebensmittel

  • Mehlstaub: In Küchen und Speiseräumen kann glutenhaltiger Mehlstaub in der Luft oder auf Oberflächen landen und glutenfreie Lebensmittel verunreinigen.
  • Küchenutensilien: Messer, Schneidebretter und andere Werkzeuge, die zuvor für glutenhaltige Lebensmittel verwendet wurden, können Glutenrückstände auf glutenfreie Speisen übertragen.
  • Präsentation und Servieren: Wenn glutenhaltiges Brot oder andere glutenhaltige Lebensmittel über glutenfreien Produkten serviert werden, kann dies dazu führen, dass beispielsweise Krümel vom glutenhaltigen Brot in der glutenfreien Suppe landen.

Deshalb ist es bei einer glutenfreien Ernährung besonders wichtig, dass Verpflegungseinrichtungen, aber auch Restaurants und Bäckereien, strenge Maßnahmen zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen einhalten. So können sie sicherstellen, dass glutenfreie Produkte in einer sicheren Umgebung zubereitet und serviert werden. Nur dann sind glutenfreie Produkte tatsächlich auch für Menschen mit Zöliakie unbedenklich.

Sicher glutenfrei in Küchen & Restaurants

Um die Sicherheit von Zöliakie-Betroffenen in Gemeinschaftsküchen zu gewährleisten, solltest du folgende Maßnahmen beachten:

  • Verwendung separater Utensilien und Arbeitsflächen: Küchenutensilien und Arbeitsbereiche für glutenfreie Produkte sollten strikt getrennt von denen verwendet werden, die für glutenhaltige Lebensmittel genutzt werden.
  • Schulung des Personals: Mitarbeiter*innen müssen in den besten Praktiken zur Vermeidung von Kreuzkontamination geschult werden, einschließlich der Bedeutung von strenger Trennung und hygienischer Praxis.
  • Klare Kommunikation und Kennzeichnung: Glutenfreie Produkte und Bereiche sollten klar gekennzeichnet und von anderen Lebensmitteln getrennt gehalten werden.

Eine sorgfältige Einhaltung der Grundsätze zur Vermeidung von Kreuzkontamination ist entscheidend für die Sicherheit und Gesundheit von Zöliakie-Betroffenen, insbesondere in Gemeinschaftsküchen. Nur durch konsequente Hygienemaßnahmen, Schulungen und strikte Trennung von glutenfreien und glutenhaltigen Produkten kann gewährleistet werden, dass die glutenfreie Ernährung tatsächlich sicher und effektiv umgesetzt wird.

Quellenangabe:
Titelbild: A.sm/Shutterstock.com


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Eva

Eva, zertifizierte holistische Ernährungsberaterin und engagierte Expertin für glutenfreie Ernährung, setzt sich als Zöliakie-Betroffene für eine glutenfreie Zukunft ein. Sie fördert gesunde Ernährungspraktiken in Kitas, Schulen sowie in betrieblichen Gesundheitsprogrammen und steigert durch ihre Vorträge und Workshops das Bewusstsein für Zöliakie und gesunde Ernährung.