Vegane Ernährung im Pflegeheim: Wie es auch mit kleinem Budget klappt.

veröffentlicht von Anna K. am

Was tun, wenn das Budget knapp ist, aber der Wunsch nach veganer Ernährung im Pflegeheim wächst? In meinem Webinar für Küchen- und Hauswirtschaftsleitungen in Pflegeeinrichtungen ging es genau darum. Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen – mit vielen Fragen, spannenden Impulsen und ganz praktischen Lösungen.

Pflanzlich im Pflegeheim – Wunsch trifft auf Budget

Immer mehr Einrichtungen möchten sich nachhaltiger aufstellen – auch in ihrer Verpflegung. Der Wunsch nach veganen Angeboten ist da, vor allem von Bewohnendenseite. Doch in der Praxis scheint er oft schwer umsetzbar. Die häufigste Hürde? Ganz klar: das Budget.

Webinar für den Caritasverband Köln

Genau diese Frage stellte der Organisator des Webinars, das ich kürzlich für den Caritasverband Köln halten durfte: „Wie kann ich als Hauswirtschaftsleitung mit begrenztem Budget vegane Gerichte auf den Speiseplan bringen?“ Die Antwort auf diese Frage hat viele überrascht!

3 Schritte für vegane Ernährung im Pflegeheim

Im Webinar habe ich eine einfache, praxiserprobte Vorgehensweise vorgestellt, wie Küchen in Altenpflegeeinrichtungen Schritt für Schritt mehr pflanzliche Gerichte integrieren können.

1. Unauffälliger Austausch – niemand merkt’s!

Der erste Schritt: Produkte 1:1 ersetzen – dort, wo es geschmacklich keinen Unterschied macht.
Beispiele gefällig?

  • Sojasahne statt Kuhsahne in Cremesuppen
  • Sojamilch statt Kuhmilch für den Pudding
  • Backpulver, Öl und Sprudelwasser statt Ei im Kuchen

2. Schrittweise reduzieren

Im zweiten Schritt geht es darum, tierische Produkte nach und nach zu reduzieren – und durch pflanzliche Alternativen zu ergänzen. Das funktioniert zum Beispiel so: Frikadellen aus halb Hackfleisch und halb Linsen. Oder Aufläufe zur Hälfte mit Käse aus Kuhmilch und 50 Prozent pflanzlichem Käse.

3. Gerichte neu denken

Die Königsdisziplin ist das komplette Neudenken von Gerichten. Hier geht es nicht mehr nur ums Ersetzen, sondern darum, was im Mittelpunkt steht. Statt Fleisch oder Fisch übernehmen jetzt Gemüse, Hülsenfrüchte und Pilze die Hauptrolle auf dem Teller – kreativ, bunt und sättigend. Bei all diesen Änderungen ist eins klar: Die Nährstoffabdeckung muss immer im Auge behalten werden!

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Der Speiseplan hat ausgedient. So klappt gute Seniorenernährung. Von Herbert.

Pflanzlich trotz Sparflamme? Gerade dann!

Überrascht hat die Teilnehmenden vor allem die Antwort auf die Kostenfrage. Denn hier konnte ich mit dem Vorurteil aufräumen, dass vegane Zutaten so viel teurer sind als tierische. Diese Zeiten sind (zum Glück) vorbei. Diese Zahlen sprechen für sich:

  • Bio-Pflanzenbutter statt Bio-Kuhbutter (Ersparnis 3 – 5 Euro / Kilogramm)
  • Bio-Haferdrink statt Bio-Kuhmilch im Kaffee oder in der Süßspeise (Ersparnis 0,20 – 0,40 Euro / Liter)
  • Bio-Tofu statt Bio-Eier in Aufläufen, Quiches, Saucen usw. (Ersparnis 0,50 -1,30 Euro / Kilogramm)
  • Bio-Hafersahne statt Bio-Kuhsahne in Saucen (Ersparnis 0,20 – 0,40 Euro / Liter )
  • Gemüsebrühe statt Fleischbrühe (kostenneutral)
  • Bio-Linsen statt Bio-Hackfleisch (Ersparnis 13 Euro / Kilogramm)

Die Antwort auf die Frage, wie vegane Gerichte bei kleinem Budget gelingen, lautet also: Einfach machen! Und sich über den gesunkenen Wareneinsatz freuen.

Was tun, wenn es nicht schmeckt?

Neben der Budgetfrage ging es im Webinar auch um die emotionale Seite: Was tun, wenn Bewohnenden das neue Gericht nicht schmeckt? Meine Antwort: Geschmäcker sind verschieden – und das ist okay. Wichtig ist, offen im Gespräch zu bleiben. Fragen wie „Was hätte gefehlt, damit es dir schmeckt?“ helfen mehr als Rechtfertigungen.

Fisch ohne Fisch – geht das überhaupt?

Ein weiteres Highlight war die Frage nach Alternativen zu Fischgerichten. Besonders Pflegeeinrichtungen bieten häufig Klassiker wie Heringssalat oder Fischfilet an – pflanzlich kaum denkbar?
Doch es gibt spannende Ansätze:

  • Auberginenmatjes (schmeckt und sieht tatsächlich aus wie Fisch!)
  • Kichererbsen-„Thunfisch“ (super für Aufstriche und Sandwiches)
  • Jackfruit in Algenmarinade (z. B. als warme Komponente)

Viele Teilnehmende waren überrascht, was mit Pflanzen alles möglich ist – ganz ohne teure Fertigprodukte!

Fazit: Vegane Ernährung im Pflegeheim: Kein Sprint sondern ein Prozess

Das Webinar hat mir einmal mehr gezeigt: Es gibt so viele motivierte Küchen- und Hauswirtschaftsleitungen, die Lust auf Veränderung haben,  aber sich manchmal von dem ihnen unbekannten Thema abschrecken lassen.
Mein Appell: Es muss nicht alles sofort 100  Prozent pflanzlich sein. Es reicht, anzufangen. Und sich dann aber nicht entmutigen lassen: Es ist ein Lernprozess und der bringt eben auch mal Fehlschläge mit sich.

Gemeinsam gehts leichter: Wir helfen bei Einstieg

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Quellen:
Titelbild: erstellt mit DALL·E, einem KI-Bildgenerator von OpenAI
Bild: pics five/Shutterstock.com


Anna Karle, vegane Beratzung, Holet, Gastro

Anna K.

Anna ist Küchenprofi und Expertin für nachhaltige Ernährung in der Gastronomie, Hotellerie und Betriebsverpflegung. Als Trainerin bietet sie praxisnahe Workshops und Schulungen an, die sich auf Speisekartenanalyse, Rezeptentwicklung und nachhaltige Küchentechniken konzentrieren.