Wie du mit Nudging in der Kita gesunde Essgewohnheiten förderst

Kennst du das auch aus der Kita? Das Gemüse auf den Tellern bleibt liegen, während Nudeln und Nachspeise verputzt werden. Viele Kinder essen wählerisch – Brokkoli oder Paprika werden verschmäht, obwohl sie so wichtig für die gesunde Entwicklung der Kinder wären. Wie schaffen wir es also, dass Kinder in der Kita ausgerechnet die „gesunden“ Lebensmittel gerne essen?
Mit Nudging gegen ungesundes Essverhalten
Ungünstige Essgewohnheiten schon im Kindesalter begünstigen Übergewicht. In Deutschland gelten rund 2 Millionen Kinder als übergewichtig, davon 800.000 als adipös. Dabei wissen wir: Früh erlernte Vorlieben prägen das Ernährungsverhalten bis ins Erwachsenenalter. Und hier kommt Nudging ins Spiel.
Kleine Veränderungen statt Verbote
Nudging bedeutet „sanftes Anstupsen“: Durch kleine Veränderungen im Umfeld wird das Verhalten unbewusst in eine gewünschte Richtung gelenkt – ganz ohne Zwang oder Verbote. Die Entscheidung der Kinder bleibt frei. Aber gesunde Optionen werden so attraktiv und zugänglich präsentiert, dass die Wahl dafür leichter fällt.
Mehrere gesunde Optionen zur Auswahl geben
Oft liegt es nicht am Obst oder Gemüse an sich, sondern daran, dass Geschmäcker verschieden sind. Biete daher bei Mahlzeiten mehrere Gemüse- oder Obstvarianten gleichzeitig an. So findet jedes Kind eher etwas nach seinem Geschmack. Studien zeigen nämlich, dass Kinder insgesamt mehr Gemüse essen, wenn sie aus verschiedenen Sorten wählen können, als wenn nur eine Gemüsesorte angeboten wird.
Vielfalt ohne Zwang erhöht die Chance, dass zumindest etwas Gesundes auf jedem Teller landet. Gleichzeitig signalisiert Auswahl den Kindern ein Gefühl von Autonomie: Sie dürfen selbst entscheiden, was sie nehmen – ein wichtiger Aspekt, damit Essen positiv erlebt wird.
Kreative Präsentation macht Lust auf Gesundes
Das Auge isst mit – gerade bei Kindern. Eine kreative Präsentation von Speisen weckt Neugier und Appetit auf Gesundes. Richte Obst und Gemüse bunt und kindgerecht an, z. B. als farbenfrohen „Regenbogen-Teller“ oder in lustigen Formen geschnitten. Einfache Hilfsmittel wie Ausstechförmchen (etwa Stern- oder Herzformen für Obstscheiben oder Vollkornbrote) können Wunder wirken.
Gib den Gerichten außerdem fantasievolle, kindgerechte Namen – am besten gemeinsam mit den Kindern. Aus Vollkornnudeln mit Tomatensoße werden so coole „Lava-Nudeln“. Wichtig: Nenne trotzdem für alle Erwachsenen die Hauptzutaten dazu (z. B. „Zaubertrank – grüner Smoothie aus Spinat und Banane“), damit klar ist, was drin steckt.
Speiseplan mit Bildern oder Beispielteller
Auch ein bebilderter Speiseplan kann helfen: Hänge den Wochenplan mit Fotos oder Zeichnungen der Gerichte aus. So sehen schon die Kleinsten, was es geben wird. Das steigert die Neugier und gibt Gesprächsanlass – „Heute gibt es etwas Neues, schau mal!“
Ein weiterer Trick: Ein Beispielteller als Ausstellung. Platziere vor dem Speiseraum oder auf einem kleinen Tisch ein schön angerichtetes Tellerchen mit den Bestandteilen des Mittagsessens. Viele Kinder werden staunend davor stehen und gespannt aufs Essen sein. Durch diese Inszenierung über mehrere Sinne (sehen, vielleicht riechen) machst du gesundes Essen zum spannenden Erlebnis – ganz ohne Worte.
Geduld und Wiederholung: Neue Lebensmittel schmackhaft machen
Auch wenn Kinder anfangs neue Speisen verschmähen, gib nicht auf. Es ist bekannt, dass Kinder oft mehrere wiederholte, zwanglose Kontakte mit einem unbekannten Lebensmittel brauchen, bevor sie es akzeptieren. Biete neue oder zunächst unbeliebte Lebensmittel also immer wieder mal an. Wichtig ist dabei: kein Zwang, sondern positive Bestärkung.
Ein hilfreiches Tool ist der „Probier-Teller“ oder -Löffel: Stelle einen kleinen Extrateller oder einen speziellen Löffel bereit, auf dem Kinder winzige Mengen neuer Speisen kosten dürfen. So können sie unbekannte Lebensmittel erst mal kennenlernen, ohne sie sich gleich auf den ganzen Teller laden zu müssen. Wenn ein Kind zum Beispiel skeptisch gegenüber Rohkost ist, kann es ein kleines Gurkenstückchen auf dem Probierteller begutachten, daran lecken oder vorsichtig beißen – alles kann, nichts muss. Dieses Angebot nimmt den Druck komplett raus.
Lobe die Kinder, wenn sie etwas Neues probieren („Toll, dass du die Zucchini gekostet hast – wie schmeckt sie dir?“), aber akzeptiere auch ein Nein. Durch solche wiederholten, stressfreien Impulse erhöht sich die Chance, dass Kinder Gemüse & Co. irgendwann mögen und freiwillig essen.

Kinder einbeziehen: Mitbestimmen macht Essen spannender
Beteilige die Kinder aktiv rund ums Essen, denn Mitmachen fördert die Akzeptanz. Lass sie bei der Speisenvorbereitung und -auswahl mitwirken, wo immer es geht. Schon einfache Aufgaben machen einen Unterschied: Gemüse waschen, beim Tischdecken helfen oder das Mittagessen ankündigen. Wenn Kinder bei der Zubereitung mithelfen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Speisen später auch probieren – schließlich haben sie es selbst gemacht.
Falls es im stressigen Alltag nicht täglich machbar ist, plane Aktionen gezielt als pädagogisches Highlight ein. Auch Tischdienste sind eine gute Idee: Lass täglich zwei, drei Kinder abwechselnd als „Tischhelfer“ das Geschirr verteilen oder das Essen mit anrichten. Dadurch fühlen sie sich wichtig und entwickeln Wertschätzung fürs Essen.
Ebenso kannst du Kinder an Entscheidungen teilhaben lassen: z. B. gemeinsam den Speiseplan mitgestalten (im Rahmen der vorgegebenen Optionen) oder abstimmen lassen, welches Gemüse es als Beilage geben soll. Wenn Kinder merken, dass ihre Stimme zählt („Heute durften wir mitentscheiden, ob es Gurken- oder Tomatensalat gibt!“), sind sie viel motivierter, das Ergebnis auch zu essen.
Vorbild sein: Ess-Vorlieben durch Vorleben fördern
Kinder lernen durch Nachahmen. Nutze diesen Effekt gezielt am Esstisch: Setz dich, wenn möglich, mit an den Tisch und iss die gleichen Speisen wie die Kinder. Zeige dabei offen, dass es dir schmeckt: „Hmm, die rote Paprika ist heute aber knackig und süß!“ Solche positiven Kommentare wecken bei den Kindern Neugier. Wenn ein Kind sieht, dass die Erzieherin mit Genuss den Salat isst oder der Tischnachbar freudig in die Bohnen beißt, möchte es vielleicht auch kosten.
Tatsächlich ist bekannt: In Gesellschaft essen Kinder häufiger das, was alle essen. Mach dir das zunutze, indem du z. B. die Sitzordnung geschickt planst. Setze ein paar abenteuerlustige „Allesesser“ zusammen mit den eher wählerischen Kindern an einen Tisch. Die Neugier und Gruppendynamik können ansteckend wirken.
Essumgebung optimieren: Atmosphäre und Angebot clever gestalten
Kleine Veränderungen im Umfeld können große Wirkung zeigen. Ziel ist, die gesunde Wahl zur einfachsten Wahl zu machen. Beginne mit der Essensausgabe und dem Buffet: Stelle gesunde Komponenten gut sichtbar und griffbereit auf. Zum Beispiel sollte Gemüse immer auf Augenhöhe der Kinder präsentiert werden – ob auf dem Buffet oder beim Familienessen am Tisch. Wenn die Schüssel mit den Rohkoststicks gleich vorne steht, bedienen sich Kinder eher spontan daran, anstatt erst nachfragen zu müssen.

Weniger gesunde oder begrenzt verfügbare Speisen (z. B. ein süßes Dessert oder die Fleischkomponente) kannst du dagegen bewusst etwas abseits oder höher platzieren. So müssen die Kinder mehr Aufwand betreiben, um dorthin zu gelangen, und greifen automatisch seltener zuerst zu diesen Optionen.
Auch die Geschirrgröße beeinflusst unbewusst die Portionswahl: Verwende für Hauptgerichte und Salate ruhig etwas größere Teller oder Schüsseln, für Nachtisch hingegen kleine Schälchen. Dadurch neigen Kinder dazu, sich von Gemüse & Co. eher mehr zu nehmen, von Süßem aber automatisch weniger – ohne dass du ein Wort sagen musst.
Ein weiterer schlauer Stups ist eine permanente „Trinkoase“: Richte einen festen Platz ein, an dem immer Wasser bereitsteht, z. B. ein Wasserspender oder Karaffen mit Bechern in Kinderhöhe. Wenn Wasser jederzeit frei zugänglich ist, trinken die Kinder automatisch mehr davon, anstatt nach Saftschorlen zu fragen. Mit hübschen bunten Bechern, die gut in kleine Hände passen, machst du das Wassertrinken noch attraktiver.
Fazit: Sanftes Anstupsen für gesunde Essgewohnheiten
Mit klugen Nudging-Strategien kannst du in der Kita ohne Druck Großes bewirken. Statt Kinder zum Gemüseessen zu zwingen, schaffst du ein Umfeld, das sie von selbst neugierig auf Gesundes macht. Durch bunte Vielfalt, spielerische Präsentation, wiederholtes freundliches Anbieten, Partizipation der Kinder, gelebte Vorbildrolle und eine durchdachte Essumgebung förderst du Schritt für Schritt ein positives Ernährungsverhalten.
Diese sanften Impulse bauen Vorlieben auf, die idealerweise ein Leben lang halten – ein nachhaltiger Effekt, der schon im Kita-Alter beginnt. Schon morgen kannst du z. B. die „Gemüse-Raketen“ (Gemüsesticks) als Vorspeise servieren oder den Speiseplan mit Bildern schmücken. Starte mit Nudging in der Kita und beobachte, wie aus mäkeligen Essern nach und nach neugierige Probierer werden.
Wir unterstützen beim Nudging
Und: Du bist nicht allein auf diesem Weg. essen&ernähren steht dir als kompetenter Partner zur Seite, um genussvolle und gesundheitsfördernde Verpflegungskonzepte umzusetzen. Wir bei essen&ernähren verfolgen einen lösungsorientierten Ansatz und unterstützen Kitas und andere Gemeinschaftseinrichtungen dabei, Nudging-Maßnahmen effektiv in die Praxis zu integrieren.
Quellen:
Titelbild: Aflo Images von アフロ/Canva
Ernährungsumschau/Nudging in der Kita-Verpflegung
Verbraucherzentrale-Hessen/Nudging: Die gute Essenswahl einfach machen
Deutsche Gesellschaft für Ernährung/Attraktives Angebot Nudging