Free Flow in der Schulverpflegung – Cafè-Tische guter Praxis

veröffentlicht von Michael am

Schulverpflegung Ganztag

Free Flow in der Schulverpflegung. Qualitätsstandard oder Kreativbremse?

Ich war am 23. Juni 2025 Gastgeber eines Café-Hus-Tischs bei der Veranstaltung „FREE FLOW beim Essen, FLOW im Ganztag“ in Hamburg – und mittendrin in einem spannenden Austausch rund um Schulverpflegung, Qualitätsansprüche, Kreativität und den Schulalltag im Ganztag.

Was bedeutet eigentlich „Free Flow“?

In der Schulverpflegung steht „Free Flow“ für ein Verpflegungssystem, das den Kindern mehr Selbstbestimmung beim Essen ermöglicht. Statt fester Menüzuteilung gibt es flexibel kombinierbare Speisenkomponenten – die Kinder stellen sich ihr Essen selbst zusammen. Ziel ist nicht nur eine kindgerechte Ernährung, sondern auch die Förderung von Entscheidungskompetenz, Genuss und Alltagsstruktur im Ganztag.

Der pädagogische Mehrwert liegt auf der Hand: Wer mitbestimmen darf, isst lieber. Wer sich sicher und frei bewegt, entwickelt Routinen. Damit das gelingt, braucht es aber Struktur, gute Kommunikation und ein Küchenteam, das Spielräume sinnvoll nutzt.

FREE FLOW beim Essen, FLOW im Ganztag – Einblicke in die Veranstaltung für die Schulverpflegung

Die Veranstaltung wurde von der HAG – Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Hamburg – organisiert und fand in einem offenen, dialogorientierten Format statt. Besonders spannend: Das Konzept der Café-Hus-Runden, bei denen die Teilnehmenden an moderierten Thementischen in den Austausch gingen. Ich durfte selbst einen dieser Tische moderieren.

Schon der Auftakt setzte ein starkes Zeichen: Prof. Dr. Jana Rückert-John, Soziologin für Ernährung und Verpflegung an der Hochschule Fulda, zeigte in ihrem Vortrag, wie tief Essen als soziales Geschehen in unserer Kultur verankert ist.

Free Flow Schulverpflegung
Faire Ernährungsumgebungen in der Gemeinschaftsverpflegung – Artikel über Faire Ernährungsumgebungen

Mein Thema: Qualitätsstandard oder Kreativbremse? Beides geht!

An meinem Tisch drehte sich alles um die Frage: Wie schaffen wir es, Qualität und Kreativität in Einklang zu bringen? Denn ob DGE, Bio-Zertifizierung, HACCP oder andere Regularien – oft werden sie als Einschränkung empfunden. Mein Ansatz: Diese Vorgaben können Orientierung bieten, dürfen aber nicht zur Kreativbremse werden. Besonders nicht für das Küchenteam.

Ich habe Ordnung, Politik und Normen der kulinarischen Kreativität, der Flexibilität, Innovation und kreativen Handeln gegenübergestellt. Und siehe da: In der Diskussion wurde klar, dass es gar kein Gegeneinander sein muss.

Free Flow Best Practice: Ein Menü plus Vielfalt in der Schulverpflegung

Ein Impuls, der bei vielen hängenblieb: Reduziert euer Angebot auf eine Menülinie – und nutzt Free Flow für Vielfalt in der Schulverpflegung. Klingt einfach, ist aber wirkungsvoll. Denn:

  • Ein Hauptgericht pro Tag, am besten ein beliebtes Rennergericht (DGE-angelehnt oder zertifiziert), schafft Klarheit.
  • Ergänzt wird dieses Angebot durch weitere Speisenkomponenten, warm und kalt, saisonal, kreativ und flexibel – optimal für Selbstbedienung.
  • So entsteht ein Buffet, das sowohl zur Bio-Zertifizierung passt als auch zur (Küchen-)Alltagsrealität.
  • Rücklaufmengen sinken messbar, der Wareneinsatz kann optimiert werden.
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FREE FLOW beim Essen, FLOW im Ganztag – Events in unserem Kalender

Kommunikation ist alles

Was in der Runde immer wieder betont wurde: Die besten Konzepte scheitern, wenn nicht gesprochen wird. Mit dem Schulträger, mit Lehrkräften, mit Kindern, Eltern und natürlich im eigenen Team.

  • Sprecht über Ziele: In welche Richtung geht das Free Flow Konzept – was wollt ihr mit eurer Schulverpflegung erreichen?
  • Teilt Erfahrungen: Was funktioniert? Was nicht?
  • Lernt voneinander: Vernetzt euch mit anderen Schulen, nutzt Förderformate und Beratungsangebote.

Saisonale Küche = kreative Küche

Ein Highlight in unserer Diskussion: Der Perspektivwechsel auf die Saison. „Muss es Tomatensalat im Winter sein?“ fragte eine Teilnehmende. Nein – auch Steckrübe oder Rübenrohkost können lecker und beliebt sein. Wer saisonal denkt, spart Geld, schont Ressourcen und bleibt flexibel – gerade bei Bio-Zutaten.

Mein persönliches Fazit

Ich nehme aus dieser Veranstaltung mit, dass wir mit Mut, Offenheit und Struktur „Free Flow“ in der Schulverpflegung der Zukunft gestalten können. Free Flow braucht Regeln – aber auch den Mut zur Lücke, zur Vielfalt und zur Kommunikation. Es darf schmecken. Es muss schmecken.

🎧 Podcast-Tipp: Gutes im Ganztag – Gemeinsam Schule machen

Während der Veranstaltung wurde live ein Podcast aufgezeichnet, der die zentralen Diskussionen aufgreift. Reinhören lohnt sich!

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Quellen:
Titelbild: Michael Loitz/Veranstaltung FREE FLOW beim Essen, FLOW im Ganztag


ESSEN & ERNÄHREN, Bio-Beratung Michael Loitz

Michael

Michael Loitz, der Gründer von essen&ernähren, bringt seine langjährige Erfahrung als Küchenleiter, Verpflegungsmanager und Auditor in die Qualitätssicherung von Küchen und Kantinen ein. Mit seinem umfangreichen Fachwissen und seiner tiefgreifenden Branchenerfahrung setzt er sich für hohe Standards und innovative Lösungen in der Gemeinschaftsverpflegung ein.