Mit fairen Ernährungsumgebungen bessere Entscheidungen ermöglichen

veröffentlicht von Alisia Schrieder am

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Sich gesund und ausgewogen zu ernähren ist das Ziel für viele. Doch leider scheinen einem da immer wieder Hürden in den Weg gestellt zu werden – Regale mit süßen Verführungen, duftende Bäckertheken und Imbissbuden machen es einem manchmal gar nicht so leicht. Können faire Ernährungsumgebungen uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen?

Unsere Umwelt nimmt großen Einfluss auf die Ernährungsentscheidungen, die wir tagtäglich treffen. Diese treffen wir nicht immer bewusst, manche erfolgen einfach aus Gewohnheit. Wenn man in der Mittagspause regelmäßig zum nächsten Imbiss schlendert, dann „macht man das halt so“. Beeinflusst wird dabei unser ganzes Ernährungsverhalten – von der Exposition (also dem „Ausgesetzt“ sein) über den Zugang und die Auswahl bis hin zum Konsum bestimmter Lebensmittel.

Ernährungsumgebungen

  • Exposition: Welche Essensreize und Lebensmittel begegnen uns?
  • Zugang: Was ist verfügbar, worauf können wir problemlos zugreifen?
  • Auswahl: Was wählen wir aus diesen Optionen aus?
  • Konsum: Was, wie viel und wie schnell essen wir?

Warum wir es nicht nur selbst in der Hand haben

Aber: Das liegt nicht nur an uns selbst. Es geht nicht nur um Konsum, um Motivation und Selbstregulation. Denn vieles wird auch gesteuert durch unsere Umwelt, durch (unbewusste) Reize, die oftmals verführerisch sind und es uns schwer machen, die gesunde Entscheidung zu treffen. Nicht umsonst sprechen Wissenschaftler von einer „adipogenen Umwelt“ – also einer Umwelt, die Adipositaserkrankungen begünstigt.

Ernährungsumgebungen verändern

Was muss sich ändern – und wie? Es braucht die Möglichkeit, bessere Entscheidungen treffen zu können. Zum Beispiel, indem wir mehr Informationen bekommen, der Zugang zu gesunden Lebensmitteln erleichtert wird und Systeme verändert werden. Muss es in der Schulkantine denn unbedingt immer Pommes mit Nuggets geben? Gesund und ausgewogen ernähren geht auch besser. Die Gemeinschaftsversorgung kann durch überdachte Konzepte einen Beitrag zu einer besseren Ernährungsumgebung leisten.

Nudging ist eine weitere Methode, die uns fast unbewusst zu gesünderen Entschlüssen lenkt. Dabei werden z.B. Gemüse und Obst im Supermarkt besonders attraktiv präsentiert, vielleicht sogar Verkostungen angeboten. Oder das Veggie-Gericht steht ganz oben auf der Speisekarte, ist vielleicht mit ansprechenden Farben unterlegt, usw. Ganz sanft sollen so unsere Entscheidungen in gesündere Bahnen gelenkt werden, wobei jedoch immer noch das Gefühl bestehen bleibt, die Wahl selbständig getroffen zu haben.

Nudging - Ernährungsumgebungen
Ernährungsumgebungen verändern – Nudging (Bildquelle: Kiro.iv/Depositphotos.com)

So geht fair

Faire Ernährungsumgebungen zielen also darauf ab, jedem und jeder den Zugang zu gesunden Lebensmitteln zu gewähren und damit gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen. Sie orientieren sich dabei an der menschlichen Wahrnehmung und den Verhaltensweisen. Außerdem werden Aspekte wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Tierwohl mit einbezogen.

Konkrete Umsetzungsideen

Und wie genau kann das dann aussehen? Hier ein paar Ideen:

  • Vermarktung gesunder Produkte fördern
  • Preisstrukturen überdenken (braucht es z.B. Steuern auf „Ungesundes“?)
  • Lebensmittelkennzeichnungen (z.B. als Ampel)
  • gesunde, ansprechende Standards für die Gemeinschaftsverpflegung
  • mehr verständliche Informationen für die Verbraucher bereitstellen
  • Ernährungskompetenz fördern (z.B. durch Bildungsangebote)
  • Vorbildfunktion als Akteur – gesund und ausgewogen ernähren
  • Orientierung über einen Ernährungspodcast holen, z. B. „Zu Tisch, bitte!“
Nudge, Vegane Gerichte in der Gemeinschaftsverpflegung
Tipps für die Gemeinschaftsverpflegung (Bildquelle: Artur Verkhovetskiy/Shutterstock.com)

Wichtig ist dabei, auch das System zu betrachten: Eingebettet in eine Umwelt aus sozialen, politischen, individuellen und weiteren Faktoren, bei denen nicht nur die Ebene der Lebensmittel, sondern z.B. auch Bewegungsförderung Beachtung finden sollten. Denn nur in eine Gesamtschau kann am Ende ausreichend Wirkung erzielen, um die faire Ernährungsumgebung zu gestalten – für jeden und jede!


Quellenangaben:
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)
Slow Food Deutschland e.V.
Schneider S, Diehl K. Adipogene Umwelten – was unsere Kinder dick macht. Public Health Forum. 2019;27(4): 283-286. https://doi.org/10.1515/pubhef-2019-0074
Titelbild: Kmpzzz/Shutterstock.com


Alisia Schrieder

Alisia Schrieder

Alisia Schrieder, Expertin in Ernährungsmanagement und Diätetik, spezialisiert auf Social Media, Blogging und Artikel für Fachzeitschriften. Sie bringt frische Ideen und fundiertes Wissen über pflanzliche Ernährung in jedes Projekt, um Tischgäste gezielt zu sensibilisieren und zu inspirieren.