Zuckerfreie Kita? Welche Vorteile haben Einrichtungen, Eltern, Kinder?

veröffentlicht von Sarah am

Zucker in der Kita – Alltag oder Ausnahme? Für viele Einrichtungen ist das Thema süße Aufstriche, Desserts und Co. ein Drahtseilakt zwischen Elternwünschen, Küchenroutinen und pädagogischer Praxis. Doch wie kann eine zuckerfreie Kita gelingen, ohne dass der Genuss zu kurz kommt?

Mit Übergang in den Kindergarten sind Eltern oft überrascht: Während Zuhause mit Mühe der Zuckerkonsum niedrig gehalten wurde, landen in der Kita plötzlich Marmelade, Schokoaufstrich oder Vanillepudding auf dem Tisch. Nicht überall gibt es ein Ernährungskonzept, das den Umgang mit Zucker klar regelt. Doch gerade weil Kinder heute oft drei bis vier von fünf Mahlzeiten in der Kita einnehmen, lohnt es sich, genauer hinzusehen.

Zuckerfreie Kita? Warum überhaupt?

Wurden früher süße Hauptmahlzeiten, Desserts und Naschereien nicht groß in Frage gestellt, sieht das heute anders aus. Kinder bewegen sich immer weniger und essen unausgewogen – zu viel Süßes, Fettiges und Kalorienreiches und zu wenig Obst und Gemüse.

Der Zuckerkonsum ist im Schnitt doppelt so hoch wie die Empfehlungen. Das führt dazu, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an Übergewicht leiden und krank werden, etwa einen Diabetes entwickeln.

Überall versteckter Zucker

Das liegt auch daran, dass sich in immer mehr Produkten Zucker „versteckt“. In Joghurtmischungen mit Frucht oder anderen Geschmacksrichtungen, aber auch in Müslimischungen, Fertigsaucen, Fertiggerichten (sogar in Tiefkühlpizza), Ketchup, Salsa Dip und Co. ist reichlich Zucker enthalten.

Ist Süße aus Früchten besser?

Hinzu kommt, dass es reichlich Snack-Produkte, speziell für Kinder, gibt, die ebenfalls viel Zucker enthalten. Dattelsüße etwa ist kein Qualitätsmerkmal. Es bringt ebenso Zucker mit, wie der ganz normale Haushaltszucker. Natürliche Süße aus Früchten ist also nicht die bessere Alternative. Zum Vergleich: Ein Glas Apfelsaft enthält mehr Zucker als manch eine Limonade.

Was bedeutet das für die Kita-Verpflegung?

Was und wie ausgewogen Kinder in den ersten Jahren essen, beeinflusst ihre Vorlieben, ihren Geschmack und ihre Gesundheit ein Leben lang. Kitas legen das Fundament für gesunde Essgewohnheiten!

Geschmack muss man lernen

Kinder kommen mit 10.000 Geschmacksknospen auf die Welt. Wenn sie nicht früh verschiedene Geschmäcker kennenlernen, stumpft ihr Geschmackssinn ab – und sie brauchen immer mehr „süß“, um überhaupt etwas zu schmecken. Das ist eine riesen Chance für Einrichtungen. Eine zuckerfreie Kita kann hier Kindern und Familien ein großes, lebenslanges Gesundheitsgeschenk machen können.

Begeisterung für gutes Essen säen

Es geht also nicht darum, den Kindern etwas wegzunehmen. Sondern einen Rahmen anzubieten, in dem sie sich gesund entwickeln und Ernährungskompetenzen entwickeln können. Wenn sich Kinder für gesunde Ernährung begeistern sollen, dann müssen sie diese Begeisterung irgendwann irgendwo lernen. Hier ist die Kita ein guter Ort, ein sicherer, geschützter Rahmen dafür.

Matjes in der Kita-Verpflegung? Warum roher Fisch für Kinder tabu ist. Ein Beitrag von Michael (Bild: essen&ernähren)

3 praktische Ideen für weniger Zucker in der Kita

1. Zuckerfreier Vormittag:
Nach dem Zähneputzen am Abend brauchen Zähne bis zum Mittagessen eine Pause vom Zucker, um sich zu regenerieren. 16 Stunden sollte die Zeit betragen, in der Zähne nicht mit Süßem in Kontakt kommen, um sich effektiv gegen Angriffe zu schützen. Ein zuckerfreier Vormittag ist also ein effektiver Kariesschutz!

2. Ernährungskonzept schafft Klarheit:
Klare Regeln zu Süßem und Zucker (z. B. zuckerfreier Vormittag, Obst als Nachtisch, Wasser statt Saft) schaffen Orientierung für Team und Eltern – und geben Kindern Sicherheit. Hier kann auch geregelt sein, wie oft (oder ob überhaupt) süße Hauptmahlzeiten auf den Tisch kommen und wie Kindergeburtstage und andere Feste gefeiert werden.

3. Frühstück und Snacks

Die Mahlzeiten, die häufig viel Zucker enthalten, sind Frühstück und Snacks. Probiere doch mal Folgendes:

  • Statt Marmelade können auch Mandelmus und Beeren, Apfel- oder Bananenscheiben aufs Brot. Das ist ebenfalls süß, und sättigt durch die Ballaststoffe und das Eiweiß zudem länger. Zähneputzen danach nicht vergessen.
  • Müsli am besten selbst mischen, ohne Zucker. Vielleicht gibt es eine Müslibar und die Kinder können ihre individuelle Mischung zusammenstellen?
  • Wie wäre es mal mit herzhaften Snacks am Nachmittag? Tomaten-Mozzarella-Spieße, Gemüsespaghetti oder Rohkost-Sticks mit Hummus?

Zuckerfreie Kita – win, win, win

Kinder, deren Eltern aus unterschiedlichsten Gründen wenig Ernährungs-Know-How mitbringen, erhalten in den ersten, entscheidenden Lebensjahren eine gesunde Basis. Für alle anderen gilt: Eltern können zuhause entspannter mit Süßem umgehen, wenn sie wissen, dass die Kita Zucker sparsam einsetzt. Und alle Kinder profitieren von einer verlässlichen, ausgewogenen Kita-Ernährung, so dass sie gesund groß werden können.

Fazit

Viele Kitas haben kein klares Konzept zum Umgang mit Zucker, dabei nehmen Kinder oft den Großteil ihrer Mahlzeiten dort ein. Zu viel Zucker fördert Übergewicht, Karies und schlechte Essgewohnheiten. Die Einrichtung Kita kann hier aktiv gegensteuern:

  • Ein zuckerfreier Vormittag schützt die Zähne.
  • Ein Ernährungskonzept schafft Klarheit.
  • Abwechslungsreiche, herzhafte Alternativen machen den Alltag gesünder – ohne Verzicht auf Genuss.

So profitieren Kinder, Eltern und die ganze Einrichtung! Weniger Zucker im Kita-Alltag ist machbar, schützt die Gesundheit von Klein & Groß und macht die Kita zum Vorbild für die Kinder – und für viele Eltern.

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Quellen:
Titelbild: Kita Ahrensburg/MLLEV Pressemarerial


Sarah

Sarah

Sarah ist Expertin für klimagesunde Kinderernährung, Bestseller-Autorin und erfahrene Rezeptentwicklerin. Mit ihrer umfassenden Expertise unterstützt sie Kitas und Schulen dabei, gesunde, nachhaltige und leckere Mahlzeiten für Kinder auf den Tisch zu bringen.