Gäste lieben es: Pflanzliches Hotelfrühstück richtig gemacht

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Ein paar Gemüsesticks, etwas Hummus und trockenes Brot – so schaut pflanzliches Hotelfrühstück in vielen Hotels aus. Ein Gastartikel von Anna Karle:

Ein Hotelfrühstück sollte nicht nur ein simpler Start in den Tag sein, sondern ein echtes Erlebnis, das Gäste begeistert und ihnen die Energie für den Tag liefert. Doch wie sieht die Realität aus?
Viele Hotels bieten pflanzliche Optionen an, die oft wenig ansprechend und kreativ sind. Besonders in Zeiten, in denen pflanzliche Ernährung immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es wichtig, dass Hotels auch hier überzeugende Optionen anbieten.

Wie kann ein pflanzliches Frühstück gestaltet werden, das begeistert und die Gäste zum Wiederkommen und Weiterempfehlen motiviert?

Die Konsequenzen für Hotels ohne attraktives pflanzliches Angebot

Ein unzureichendes Frühstücksangebot kann dazu führen, dass Gäste das Hotel wechseln und nicht wiederkommen. Dasselbe gilt auch für ihre Begleitung. Welches Hotel kann es sich leisten, Zimmer unbelegt zu lassen?

Schon bei einer vegan lebenden Person in der Woche mit einer Begleitung, die aufgrund mangelhafter kulinarischer Verpflegung das Hotel in Zukunft meiden, sind es bei einem durchschnittlichen Zimmerpreis von:

  • 150€/Nacht
  • 300€/Woche
  • 1200€/Monat
  • 15.600€/Jahr

… die dem Hotel entgehen. Tendenz: steigend!

Da Nachhaltigkeit und bewusste Ernährung immer mehr an Bedeutung gewinnen, wird der Umsatzverlust immer größer werden, je mehr Gäste nicht bedient werden können.

Pflanzliches Hotelfrühstück, vegane Beratung und Zertifizierung in Hotel und Gastronomie
Pflanzliches Frühstück im Hotel: vegan und glutenfrei (Bild: Anna Karle/gastrofreude.de)

Mit diesen einfach umzusetzenden Maßnahmen wird auch das pflanzliche Frühstück im Hotel ein Highlight statt einer Notlösung:

Pflanzliches Frühstück im Hotel: So ist es ein Highlight statt einer Notlösung

Vielfalt bieten:

Pflanzliche Ernährung bedeutet nicht Verzicht, sondern Kreativität. Hotels sollten sicherstellen, dass pflanzliche Frühstücksoptionen vielfältig und gleichwertig zu nicht-pflanzlichen Optionen sind.
Dazu gehören Gerichte wie Rührtofu oder gegrillter Tempeh, frische Backwaren, süße Stückchen, warme Waffeln oder Pancakes.

Obstsalat, Hummus und Gemüsesticks alleine sind weder ausgewogen noch sorgen sie für Begeisterung. Gern gesehene Ergänzungen sind z.B. pflanzliche Käse -oder Wurstplatten, die auch von nicht-veganen Gästen aus Neugier gerne probiert werden.

PRO TIPP: Um Verwechslungen und doppelte Arbeit in der Küche und beim Einkauf zu vermeiden, bietet es sich an, das gesamte Buffet als pflanzliches Hotelfrühstück zu gestalten und tierische Produkte gezielt zusätzlich zu platzieren. So haben alle Gäste die gleiche hochwertige Auswahl an Müsli, Cerealien, Nüssen, Kernen, Marmelade, Aufstrich, Joghurt, Brot, Brötchen, Croissants, Kuchen, Waffeln und Pancakes, Wer mag, kann sein/ihr Frühstück dann durch klar gekennzeichnete tierische Produkte gezielt ergänzen.

Pflanzliche Milchsorten anbieten:

Oft steht zwar schon eine gut gekühlte Karaffe mit Pflanzenmilch an der Müslistation. Doch was passiert, wenn ein Gast diese in den heißen Kaffee gießt, weil es im Vollautomaten keinen Cappuccino mit Pflanzenmilch gibt? Genau, es wird ein lauwarmer Kaffee ohne Schaum, der wenige Gäste begeistern wird.

Damit alle Gäste einen leckeren heißen Kaffee mit Milch trinken können, bietet es sich an, an der Kaffeestation einen elektrischen Milchaufschäumer bereit zu stellen, mit dem sich Pflanzenmilch individuell aufschäumen und erhitzen lässt.

PRO-TIPP: Wer zwei Kaffeevollautomaten verwendet, bestückt einen mit Kuhmilch und einen mit Pflanzenmilch und markiert sie entsprechend. Beliebte Sorten in Deutschland sind Hafer-und Sojamilch. Bei Hafermilch bietet es sich an, explizit glutenfreie Hafermilch zu verwenden, damit sie auch von Gästen mit Glutenunverträglichkeit getrunken werden kann.

Klare Kennzeichnung:

Gäste möchten wissen, was sie essen. Insbesondere für Menschen mit Allergien ist es aufwändig und oft unbefriedigend, die Allergene für jedes Produkt bei den Mitarbeitenden erfragen zu müssen, weil am Buffet die Beschriftungen fehlen.

Deshalb sollten alle Produkte auf dem pflanzlichen Hotelfrühstück gekennzeichnet und mit Allergenen ausgewiesen sein. Dies gelingt am besten, ohne das Wort „vegan“ zu verwenden, um potenziell negative Assoziationen zu vermeiden. Stattdessen hat es sich bewährt, „pflanzlich“ oder ein Symbol wie ein “V” oder ein Blatt zu verwenden.

ACHTUNG: Bei Wechsel der Bäckerei oder der Brötchensorten nach der Zutatenliste fragen! Zu oft versteckt sich Kuhmilchpulver in diesen Produkten. Das gilt auch für bereits fertig gemischte Müslis, Trinkkakao oder Margarine, die oft Magermilchpulver enthalten.

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Kennzeichnung von veganen Produkten in Hotel und Gastronomie – Beitrag von Alisia (Bild: Media Partisans GmbH/Veggie Boom)

Pflanzliches Hotelfrühstück als Wettbewerbsvorteil

Hotels, die ihre pflanzlichen Frühstücksangebote verbessern, können nicht nur ihre Gästezufriedenheit steigern, sondern sich auch als nachhaltig und zukunftsorientiert positionieren. Insbesondere in Hinblick auf die kommenden ESG- und CSRD-Berichtspflichten spielt die Reduktion der Treibhausgasemissionen durch Verwendung vorwiegend pflanzlicher Zutaten in der Küche eine große Rolle.

Ein ausgewogenes, kreatives, pflanzliches Frühstück kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein und dazu beitragen, Gäste langfristig zu binden. Durch gezieltes Marketing, Weiterempfehlungen und Zertifizierung als “vegan-friendly” Hotel kann der Umsatz um bis zu 10% gesteigert werden, indem vegan und flexitarisch lebende Gäste gezielt angezogen werden.

Durch klare Kennzeichnung, Vielfalt und Wertschätzung ihrer Gäste schaffen Hotels ein Frühstückserlebnis, das alle Gäste begeistert – unabhängig von ihrer Ernährungsweise.

Über Anna Karle


Anna Karle, die Kuchenbäckerin und Nachhaltigkeitsverfechterin, fühlt sich seit 20 Jahren in Küchen aller Größen wie zu Hause. 2019 erfüllte sie sich ihren Traum und gründete ein eigenes Café in Stuttgart. Dort brachte sie mit einem kreativen, pflanzlichen Speiseangebot nicht nur die Umsätze zum Klettern, sondern auch die Mitarbeitenden zum Strahlen. 

Heute teilt sie ihr Wissen mit Kolleg*innen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz und bietet mit ihrem Unternehmen Gastrofreude Consulting Leistungen wie Speisekartenanalyse und -optimierung, Rezeptentwicklung und Küchen-und Serviceschulungen an. So verwandelt sie Gastronomie-und Hotelleriebetriebe in echte nachhaltige Genusstempel, wo sich alle Gäste wohlfühlen.

Quellenangabe:
BMUV/umweltbundesamt.de
Zertifizierung als vegan-friendly Hotel/gastrofreude.de
LIVEKINDLY/livekindly.com
Titelbild: Anna Karle/gastrofreude.de


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