Too Good To Go: Erfahrungen als Kantine mit der App gegen Lebensmittelverschwendung
Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, gibt es verschiedene Wege. Einer davon: übrige Mahlzeiten tagesaktuell über die App „Too Good To Go“ verkaufen. Lohnt sich das auch für Betriebe in der Gemeinschaftsverpflegung?
Wir haben mit Nora Walraph, Pressesprecherin von Too Good To Go gesprochen. Und Kerstin Klostermann, die die App im Studentenwerk Schleswig-Holstein einsetzt, teilt ihre Too Good To Go-Erfahrungen.
Warum ist Lebensmittelverschwendung ein Problem?
Ob Reste vom Salatbuffet oder das belegte Salamibrötchen am Abend – Lebensmittel zu entsorgen gehört nicht zu den Lieblingsaufgaben von Mitarbeitenden in der Gemeinschaftsgastronomie. Und es kostet Betriebe Geld. Das Social Impact Unternehmen „Too Good To Go“ kämpft gegen Lebensmittelverschwendung, indem es Betrieben die Möglichkeit bietet, überschüssige Lebensmittel über die „Too Good To Go“-App für kleines Geld an Nutzer:innen zu verkaufen.
Belegte Brötchen – weggeben statt wegwerfen
„Teilnehmende Betriebe schützen damit nicht nur das Klima, sondern haben auch einen monetären Vorteil“, erklärt Nora Walraph, Pressesprecherin von Too Good To Go: „Der Einkauf von Lebensmitteln kostet Geld, ebenso die Entsorgung. Wenn ich Essen über die App abgebe, statt es wegzuwerfen, bekomme ich noch etwas Geld, das zumindest die Kosten für die Lebensmittel deckt.“ Gerade für belegte Brötchen oder Mahlzeiten, die nicht weiterverarbeitet werden können, kann die App eine nachhaltige Lösung bieten.
Wie funktioniert Too Good To Go für Betriebe?
Die Nutzung der App ist relativ einfach: Nach der Registrierung können Küchenmitarbeitende sogenannte Überraschungstüten einstellen. Den Preis für die Überraschungstüte bestimmen die Betriebe selbst. Inhalt können zum Beispiel belegte Brötchen oder Kuchen sein. Es ist aber auch möglich, dass die App-Nutzer:innen nach Ende des Mittagsbuffets vorbeikommen, eine eigene Box mitbringen und sich die Reste vom Buffet mitnehmen – je nachdem, was besser in das (Hygiene-) Konzept des Betriebs passt.
Maximale Flexibilität mit Überraschungstüten
Die zur Verfügung stehenden Überraschungstüten werden entweder einen Tag im Voraus nach den Erfahrungen des Küchenpersonals zusammengestellt – oder spontan, sobald klar ist, dass Reste anfallen. „Wichtig ist, dass die Anzahl der eingestellten Überraschungstüten jederzeit nach oben oder unten korrigiert werden kann“, sagt Nora Walraph. Das heißt: Auch wenn ein App-Nutzender bereits eine Tüte reserviert hat – wenn an dem Tag keine Reste übrig bleiben, kann der Betrieb die Tüte stornieren. Der Abholer wird dann informiert.
Kosten für Betriebe
„Die Nutzung der App ist für Betriebe solange kostenlos, bis die erste Tüte tatsächlich abgeholt wird“, erklärt die Pressesprecherin. Grundsätzlich erhalten Betriebe etwas mehr als 70 Prozent des Verkaufswertes der Tüte, der Rest fließt an Too Good To Go. Hinzu kommt eine Jahresgebühr von 39 Euro. Diese muss aber nicht im Voraus bezahlt werden, sondern wird von Too Good To Go einbehalten, sobald der Betrieb tatsächlich 39 Euro einnimmt. Für die Jahresgebühr bekommt der Betrieb einen Service geboten: „Wenn die Abholer zum Beispiel eine Reklamation haben, geht die direkt an Too Good To Go, der Betrieb hat damit nichts zu tun“, sagt Nora Walraph.
Too Good To Go: Erfahrungen aus dem Studentenwerk
Was bringt die Nutzung der App in der Praxis? Das weiß Kerstin Klostermann vom Studentenwerk Schleswig-Holstein. Im April 2024 startete die Mensa des Studentenwerks in Kiel mit der App in die Testphase. Mittlerweile setzt das Studentenwerk Schleswig-Holstein Too Good To Go an allen Standorten im nördlichsten Bundesland ein. „Die Artikel, die wir über die Too Good To Go-App anbieten, stammen ausschließlich aus unserem Cafeteriabereich. Die Tüten sind unter anderem mit Brötchen, süßem und herzhaftem Gebäck, Desserts und Salaten gefüllt. Wir bieten die Tüten natürlich nicht jeden Tag an, sondern wirklich nur dann, wenn Lebensmittel übrig geblieben sind, die am nächsten Tag nicht mehr angeboten werden können“, erklärt Kerstin Klostermann.
Flexibel anpassbar an Betriebsabläufe
Der Verkaufspreis, der in der App angezeigt wird, variiert je nach Bestückung der Tüten. Der Abholzeitraum liegt in der Regel in den letzten 30 Minuten der regulären Öffnungszeit. Dieser kann aber von den Mitarbeitenden vor Ort auch manuell eingestellt und so flexibel an den Betriebsablauf angepasst werden.
Lebensmittelverschwendung einfach eindämmen
Kerstin Klostermann lobt die einfache und praktische Handhabung der App und die Möglichkeit, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten: „Die Abholzeiten sind flexibel, das finden wir sehr positiv. Auch mit dem Kontakt und dem Kundenservice von Too Good To Go sind wir zufrieden. Insgesamt haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen großen Mehraufwand durch die Nutzung von Too Good To Go, das war uns besonders wichtig“, fasst Kerstin Klostermann zusammen. Eine Hürde sieht sie allerdings: „Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im laufenden Betrieb Tüten einstellen oder anpassen, muss jederzeit ein Laptop oder Handy zur Verfügung stehen. Das war anfangs gewöhnungsbedürftig – aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Studentenwerks haben sich schnell darauf eingestellt.
Too Good To Go auch auf dem geschlossenen Betriebsgelände nutzen
Egal ob im Krankenhaus oder in der Betriebskantine – mitunter scheitert die Teilnahme an Too Good To Go daran, dass potenzielle App-Nutzer:innen nicht auf das Betriebsgelände kommen. Doch auch dafür hat das Social Impact Unternehmen eine Lösung gefunden: „Bei uns in der App haben Betriebe auch die Option, sogenannte ‚Hidden Stores‘ einzurichten“, sagt Nora Walraph. Das bedeutet: Nur die Mitarbeitenden des eigenen Betriebes haben dank eines Codes Zugriff auf die Überraschungstüten im Betrieb.
Unser Fazit: Too Good To Go für die Gemeinschaftsverpflegung
- Einfache Lösung: Mit Too Good To Go können übrig gebliebene Lebensmittel unkompliziert abgegeben werden. Das reduziert Lebensmittelverschwendung.
- Kostendeckung: Die Betriebe erzielen einen kleinen Betrag, der zumindest die Kosten für die Lebensmittel decken kann.
- Faire Gebühren: Die App erhebt erst ab einigen verkauften Tüten eine Jahresgebühr.
- Empfehlung: Es lohnt sich, das Angebot im eigenen Betrieb auszuprobieren!
Quellen:
Foto: PradeepGaurs/shutterstock
App: Too Good To Go